Tag 4 – Donnerstag, 29. März 2018
Heute wird mein Tag! Das Wetter soll gut werden (kein Regen, 5° Celsius, kaum Wind….). Mann ist ja so dankbar. Beim Frühstück erzählt mir mein neuer belgischer Freund etwas von einer Keltensiedlung, die an meiner geplanten Strecke liegen soll. Also raus und hin! Draußen empfängt mich – Regen! Ich könnte mich in den nassen Fußraum meines Traktors erbrechen. Nach einer halben Stunde Fahrt bin ich am Ausgangspunkt meiner Tour. Der inkontinente Himmel hat endlich seine Tenas angelegt und ein bisschen zwinkert mir sogar die Sonne zu. Klasse! Ich hatte dem besorgten Weib versprochen, dass ich bei Nässe nicht über den Felsenpfad gehe sondern den „Normalweg“ zum Abstieg an die Ourthe nutze. Streng genommen ist es ja auch nicht nass, da es zurzeit ja nicht regnet. So krieche ich mit der gebotenen Vorsicht die ersten (zugegebenermaßen doch feuchten) Felsplatten hinauf. Der senkrechte Blick runter zum Fluss ist sensationell und meine gute Laune steigt mit jedem Schritt. So könnte ich ewig balancieren und klettern. Nach eineinhalb Stunden werde ich misstrauisch. Die Passage über die Felsen sollte doch nur eine halbe Stunde dauern! War ich sooo langsam? Ein Blick auf das GPS macht mich nicht schlauer denn laut Anzeige stehe ich 500 Meter neben mir. Ich muss auf alle Fälle runter zum Fluss, überlege ich, und kraxele abwärts. An einer senkrechten Wand erkenne ich als erfahrener Kletterer ein paar Abseilringe und mir werden sofort die Alternativen klar – entweder freier Fall oder ich muss zurück und sonst wo runter. Mit Hilfe von ein paar freundlichen Bäumen gelingt der Angstschweiß treibende Abstieg und ich stehe endlich am Ufer der Ourthe. Allerdings am falschen! Also „sprinte“ ich am rauschenden Fluss entlang zu der Stelle, wo der „Normalweg“ runter kommt. Als verantwortungsvoller Wanderführer sollte ich wissen, wo meine Teilnehmer im Sommer den Felsenpfad sicher verlassen können. Dazu müsste ich aber wieder den Berg hoch, quasi zum Anfang der (Tor)tour. „Wanderführer oder Pussy?“ meldet sich die altbekannte Stimme und schon stampfe ich wütend wie ein HB-Männchen bergauf. Nochmal auf dem Felsenpfad unterwegs finde ich dieses Mal den richtigen Abstieg und stehe nach einer weiteren halben Stunde wieder am (richtigen) Ufer der Ourthe. Jetzt aber los! Im leichten Trab spurte ich am Fluss entlang. Leider hat dieser sein Ufer, bedingt durch die Regenfälle in den letzten Tagen rund drei Meter ins Landesinnere verlegt. Der Pfad verläuft teilweise unter Wasser. So komme ich noch zu weiteren Klettereinlagen und notiere „Seil mitnehmen“ in mein Notizbuch. Mann weiß ja nie. Die Strecke kenne ich fast auswendig von der Sondierungstour im letzten Jahr und ich komme gut voran. Jetzt noch „schnell“ den Hang hoch und tatsächlich finde ich oben eine restaurierte Keltenmauer. Was hatte der freundliche Belgier gesagt? An der Stelle sollte ich mich rechts halten. Ich halte mich daran und gehe nach rechts. Als nach einer halben Stunde immer noch keine Reste einer Keltensiedlung zu entdecken sind kehre ich um. Die spinnen, die Belgier! Zurück an der Keltenmauer wandere ich nach links und zwanzig Minuten später finde ich eine Stelle mit tollem Ausblick, ein paar keltischen Rekonstruktionen, einer wirklich alten Keltenmauer und vor allem Zeit für eine Pause. Es regnet immer noch nicht und ab und zu blinzelt mir wieder die Sonne zu. Der Rest der Tour sollte einfach werden. So ist es auch bis zu der Stelle, wo ein Sturm mein Wandergebiet in „Mikadoland“ verwandelt hat. Den geplanten Weg gibt es nicht mehr und so hangele ich mich, wieder mit Hilfe einiger freundlicher Bäume, den Hang runter, bis ich wieder auf dem „rechten Pfad“ bin. Der führt geradewegs durch einen schäumenden Bach; die sonst so hilfreichen Trittsteine liegen zehn Zentimeter unter Wasser und sehen auch nicht Vertrauen erweckend aus. Was soll’!? Mit dem Mut der Verzweiflung und drei großen Sprüngen überwinde ich das Hindernis. Mit feuchten Schuhen steige ich den Steilhang aufwärts. Oben angekommen empfängt mich starker Wind und … Schnee! Wütend schreie ich den belgischen Wettergott an und siehe da, kaum zurück im Wald lassen Wind und Niederschlag etwas nach und ich komme gut voran. In einer halben Stunde sollte ich am Traktor sein und dann geht es nach Hause. Yippieh! Hätten da nicht ein paar Biber Dämme gebaut (die spinnen, die belgischen Biber) und hätten sie damit nicht den Weg in einen See verwandelt hätte das auch so funktioniert. Hätte, hätte, hätte….Kettensägenkette. Ich brauche eine halbe Stunde um die Stelle zu umgehen. „Kettensäge für den Biberdamm mitnehmen“ notiere ich in mein Notizbuch. Nach einer weiteren Stunde steige ich endlich in den Traktor und mache mich auf den Heimweg. Wie doof muss Mann eigentlich sein um im März in den Ardennen vorzuwandern?
„Wanderführer oder Pussy? meldet sich die Stimme und todmüde entgegnet die Pussy „Halt endlich die Klappe!“
Was sonst noch geschah? Hier finden Sie die Eintragungen zu Tag 1, Tag 2, Tag 3